Seeadler

Seeadler beim Flug von der rechten Seite aus fotografiertZoombild vorhanden

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Mit bis zu 2,50 Meter Spannweite gehört der Seeadler zu den größten Greifvögeln Mitteleuropas. Der imposante Vogel war in Bayern bereits um 1850 ausgestorben. Eine Erholung seines Bestandes schien selbst Mitte des letzten Jahrhunderts in Mitteleuropa noch unmöglich. Durch den großflächigen Einsatz von Insektiziden und deren Anreicherung in der Nahrung des Adlers starben dessen Embryonen ab und ein gestörter Kalkstoffwechsel führte zu brüchigen Eischalen. Umso erfreulicher ist es, dass das Wappentier der Bundesrepublik nun wieder durch die bayerischen Lüfte gleitet und seine Brutpopulation von Jahr zu Jahr wächst.

Erscheinungsbild

Seeadler in der Luft fleigend.
Im Flug unterscheidet sich der Seeadler von allen anderen heimischen Vogelarten durch seine auffallende Größe und seine Flügelspannweite von mehr als 2 Metern. Seine Flügel sind sehr breit und brettartig und die gespreizten Handfedern erinnern an Finger. Sein Stoß (Schwanz) ist relativ kurz und keilförmig. Im Segelflug hält er seine breiten, brettförmigen Schwingen horizontal. Im aktiven Flug werden diese weit nach unten und nach oben durchgeschlagen. Adulte Männchen und Weibchen sind identisch gefärbt. Sie unterscheiden sich nur in der Größe voneinander, denn die Weibchen sind größer und schwerer als die Männchen. Der Stoß ist bei den Altvögeln schneeweiß gefärbt. Auffällig sind auch der gelbe Schnabel und die hellgelben, kräftigen Fänge (Beine). Das Gefieder ist überwiegend braun und wirkt, je nach Mauserzustand, durch die unterschiedlichen Brauntöne zeitweise schuppig. An Kopf, Hals und Teilen der Brust ist das Gefieder heller gefärbt.

Für die Altersansprache sollte man dem Seeadler tief in die Augen schauen, denn mit zunehmendem Alter verändert sich die Farbe der Iris. Bei den Nestlingen ist die Iris noch braun und verfärbt sich erst im Alter gelblich bis bernsteinfarben. Auch ein Blick auf seinen Schnabel verrät viel über das Alter. Während er bei Jungvögeln noch braun ist, verfärbt er sich im Erwachsenenalter gelb. Das Federkleid der Seeadler ist erst mit 5 Jahren fertig ausgefärbt. Davor tragen die Jungvögel ihr dunkleres Jugendkleid, bei dem sowohl die Schwanzfedern als auch die Kopfbefiederung erst mit zunehmendem Alter immer heller werden.

Seeadler auf Baum sitzend

© Heither H.

Wissenswertes auf einem Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Haliaeetus albicilla
  • Gewicht: Männchen: 4,1 bis 4,6 kg; Weibchen: 5,2 bis 6,9 kg
  • Größe: 77 bis 95 cm, Flügelspannweite: ca. 210 cm
  • Alter: bis zu 35 Jahre
  • Geschlechterunterschied: Weibchen größer als Männchen
  • Gelege: meist 2 Eier pro Gelege; 1 Gelege pro Jahr

Die Stimme des Seeadlers

Seeadler sind vor allem in der Balz- und Brutzeit sehr ruffreudig. Das Männchen ruft ein hohes und gellendes „krick-rick-rick-rick“ und das Weibchen antwortet mit tieferer und rauerer Stimme ein „rack-rack-rack-rack“. Sie äußern die Rufe oft mehrmals hintereinander. Zu Paarbindung lassen Seeadlerpaare diese Rufreihen häufig abwechselnd im Duett hören. Während des Duettgesanges ist manchmal ein so genanntes „Glucksen“ zu hören. Dabei wirft der männliche Adler den Kopf etwas nach hinten. Bei Störungen äußern Seeadler kurze, gedämpfte „ka-ka-ka“ Rufe.

Hier können Sie den Ruf des Seeadlers hören.

Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin

Der Seeadler in Bayern

Der Seeadler ist in Bayern ein sehr seltener Brutvogel. Der Brutbestand wurde in Bayern 2012 noch mit 6 bis 7 Brutpaaren angegeben (Rödl et. al 2012). Im Jahr 2017 waren bereits 19 Paare dokumentiert. Die meisten Brutpaare nisten in der Oberpfalz. Weitere Brutplätze existieren am Altmühlsee und am Unteren Inn. Auch am Chiemsee wurden bereits Brutversuche festgestellt.

Lebensraum und Lebensweise

Ein von oben fotografiertes Waldstück grenzt an GewässerZoombild vorhanden

© Heither H.

Das Verbreitungsgebiet des Seeadlers erstreckt sich von Skandinavien, Mittel- und Südosteuropa sowie von der Türkei in einem breiten Gürtel quer durch Russland bis zu den Küsten Ostasiens.

In seinem Lebensraum benötigt der Seeadler Gewässer wie Seen, Flüsse, Mündungsgebiete oder Meeresküsten, die ein reichhaltiges Nahrungsangebot in Form von Wasservögeln und Fischen aufweisen. Brutmöglichkeiten finden Seeadler in ungestörten, großen Waldgebieten bzw. Altholzbeständen oder auf Küstenfelsen. Einzelne Brutnachweise gelangen auch in größeren Feldgehölzen und Baumgruppen und in ungestörten Gebieten sogar auf Büschen und am Boden. Adulte Seeadler sind in fast ganz Europa Standvögel und bleiben ganzjährig in ihrem Brutrevier. Das Nest wird aus trockenen, bis zu armstarken Ästen gebaut und mit kleineren Ästen, Zweigen und Gras ausgepolstert. Seeadler nutzen ihre Horste (Nester) oft über mehrere Jahre. Diese werden dafür kontinuierlich ausgebessert. Zum Teil werden auch alte Nester von Kolkraben oder anderen Greifvögeln übernommen.

Seeadler werden mit 3 bis 4 Jahren Geschlechtsreif, nehmen aber meist erst im Alter von 5 Jahren erfolgreich am Brutgeschäft teil. Sie leben in einer Dauerehe zusammen und beginnen bereits im Winter mit der Balz. Dabei beeindrucken die Seeadlerpaare mit auffälligem Balzverhalten. Während der ausgedehnten Balzflüge über dem Revier, stoßen die Partner spielerisch immer wieder aufeinander, ergreifen sich mit den Fängen oder schlagen manchmal sogar ein gemeinsames Rad. Dabei sind die markanten Duett-Rufe der Vögel zu vernehmen.

In der Brutzeit sind Seeadler territorial und verteidigen ihr Revier gegenüber adulten Artgenossen. Ab und zu kommt es sogar zu Revierkämpfen. Junge und noch nicht ausgefärbte Seeadler werden vom territorialen Brutpaar ignoriert bzw. geduldet. Jungvögel schließen sich in nahrungsreichen Lebensräumen häufig zu größeren Gruppen zusammen und nutzen gemeinsame Schlafplätze. In diesen Gruppen testen die jungen Seeadler ihr Können und bereiten sich durch spielerische Raufereien um Beute oder die besten Ruheplätze auf das Erwachsenenleben vor.

Ernährung

Der Seeadler ist ein Nahrungsopportunist und frisst dementsprechend die für ihn am leichtesten zu erbeutende Nahrung. Diese überwältigt er mithilfe vielfältiger Jagdmethoden. Seeadler jagen häufig vom Ansitz aus oder im Suchflug nach Fischen und Wasservögeln. An der Oberfläche schwimmende Fische fangen sie aus dem flachen Gleitflug. Tiefer schwimmende Fische erbeuten sie nach kurzem Rütteln (Standschwebeflug) im Sturzflug. Dabei kann der Adler fast ganz im Wasser verschwinden. Seeadler fressen neben lebenden, auch tote oder halb verweste Fische. Wasservögel wie Tauchenten, Lappentaucher oder Blässhühner werden durch wiederholten Angriff erbeutet. Durch das ständige Abtauchen wird die Beute ermüdet und kann so vom Seeadler leichter geschlagen werden. Oft jagen Seeadlerpaare mit dieser Methode im Wechsel, um schneller zum Erflog zu kommen. Gesunde Enten und Gänse können dem Seeadler durch Flucht leicht entkommen und werden auch nicht weiter verfolgt. Im Sommer erbeuten Seeadler bevorzugt noch nicht flügge oder flugunfähige Vögel in der Vollmauser sowie kranke und verletzte Tiere. Als weitere „Jagdstrategie“ nehmen Seeadler auch gerne anderen Vögeln ihre Beute ab. Säugetiere wie Kaninchen oder Feldhasen machen nur einen kleinen Teil seiner Beute aus. Im Winter fressen Seeadler zusätzlich auch Aas in Form von Fallwild oder Wildaufbrüchen.

Der Seeadler im Jahresverlauf

Jahresverlauf des Seeadlers

Verpaarte Altvögel sind Standvögel. Im Oktober/November beginnt die Herbstbalz. Zu dieser Zeit wird auch das Nest ausgebessert. Ihren Höhepunkt hat die Balz im Februar. Mit der Eiablage Ende Februar bis Mitte März endet die Balz. Die Brutdauer beträgt ca. 38 Tage und das Weibchen beginnt direkt nach der Ablage des ersten Eis zu brüten. Die meiste Zeit brütet das Weibchen, das zwischendurch vom Männchen abgewechselt wird. Die Nestlingsdauer beträgt ca. 90 Tage. Nach dem Ausfliegen, im Juni/ Juli werden Jungadler in der Regel nur noch kurze Zeit von den Eltern gefüttert, bis sie selbstständig werden und verstreichen. Manchmal bleiben sie aber noch bis in den Winter hinein im elterlichen Revier.

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Balz: Paarungszeit
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Terzel: männliches Tier
  • Weib: weibliches Tier
  • Ständer, Fänge: Beine, Füße
  • Gewaff: Krallen
  • Hosen: Beinbefiederung
  • Stoß: Schwanz
  • Geschmeiß: Kot
  • Kröpfen, atzen: fressen

Management

Der Seeadler unterliegt dem Jagdrecht, ist aber ganzjährig geschont und wird daher nicht bejagt.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

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