Blässhuhn

Fulica_atra_-_Blaesshuhn_Philipp GilbertZoombild vorhanden

© Gilbert P.

Das Blässhuhn ist in Mitteleuropa einer der häufigsten Wasservögel. Es gehört zu der Familie der Rallen und wird auch Blässralle genannt. Sein Lebensraum sind nährstoffreiche Gewässer, an Gebirgsseen kommt es daher nie vor. Im Winter schließen sich Blässhühner zu großen Trupps zusammen, die man gut auf eisfreien Gewässern beobachten kann.

Erscheinungsbild

Blässhuhn an Ufer laufend
Mit seinem gedrungenen Körper, kurzen Schwanz und kleinem Kopf ist das Blässhuhn eine rundliche Erscheinung. Schwimmend erinnert seine Silhouette an einen Korken. Das Gefieder des Blässhuhns ist rußig grau bis schwarz. Am Kopf haben die kleinen Vögel ein weißes Stirnschild und einen weißen Schnabel. Die Augen sind rot. Die Beine sind relativ kräftig und gelb, mit langen Zehen und Schwimmlappen. Zum Auffliegen aus dem Wasser nehmen Blässhühner platschend Anlauf.
Die Küken schlüpfen schwarz, mit rot- bläulichem Kopf und gelblichem Kragen. Im Jugendkleid sind Vorderhals und Brust grauweiß gefärbt, das restliche Gefieder schwärzlich. Das Stirnschild entwickelt sich erst beim adulten Vogel.

Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Fulica atra
  • Gewicht: 700 – 900 g
  • Größe: 36 bis 39 cm, Flügelspannweite 70 – 80 cm
  • Alter: ältester beobachteter Vogel 15 Jahre
  • Geschlechterunterschied: keine Unterschiede im Gefieder, Männchen sind etwas kräftiger und haben ein größeres Stirnschild als die Weibchen
  • Gelege: 5 - 10 Eier; meist eine Jahresbrut, manchmal zwei Gelege pro Jahr

Die charakteristischen Rufe des Blässhuhns

Blässhuhn in Teich

© Heither H.

Die Rufe des Blässhuhns sind vielseitig. Bei Erregung verlauten die Rallen ein einsilbiges, hohes „pi!“. Oft zu hören ist „köck“ das auch gereiht vorkommt.

Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin

Das Blässhuhn in Bayern

In Bayern ist das Blässhuhn ein häufiger Brutvogel im gewässerreichen Flachland. Verbreitungslücken gibt es in Bayern nur in gewässerarmen Gebieten wie dem Niederbayerischen Hügelland, den Mittelgebirgen und der Alpenregion. Die aktuelle Population der bayerischen Brutvögel wird auf 15.000 – 17.500 Individuen geschätzt.

Jagdstrecke

Blässhuhnstrecke in Bayern seit 1985 bis 2021Zoombild vorhanden

Gesamtstrecke Blässhuhn seit 1985 (© LfL)

Das folgende Diagramm gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die Streckenentwicklung des Blässhuhns in Bayern. Mit Daten seit 1985 haben wir hier für Sie eine Zusammenstellung aufbereitet.

Lebensraum und Lebensweise

TeichlandschaftZoombild vorhanden

© S. Konradkerker - Fotolia

Ab dem ersten Lebensjahr sind Blässhühner geschlechtsreif, nehmen aber häufig erst im dritten Lebensjahr am Brutgeschehen teil. Zum Brüten kommen Blässhühner häufig an ihren Geburtsort zurück.
Im Spätwinter ab Februar / März findet bei Blässhühnern die Paarbildung statt. Sie brüten an nährstoffreichen Weihern, Altgewässern oder Kiesgruben mit offener Wasserfläche und dichter Ufervegetation. Auch an langsam fließenden Gewässern bauen sie ihre Nester in der Flachuferzone im Schilf und Röhricht. Die Nester sind meist schwimmend und aus Pflanzenresten und Zweigen gebaut. Während der Brutzeit sind Blässhühner territorial, brüten aber häufig vergesellschaftet mit Enten oder Teichhühnern. Nach 23 Tagen abwechselndem Brüten durch beide Altvögel schlüpfen 5 bis 10 Küken. Die ersten Tage verbringen sie auf dem Nest und werden durch beide Eltern gefüttert. Nachdem alle Küken aus ihrem Ei geschlüpft sind, werden sie noch 4 bis 5 Wochen von den Altvögeln geführt. Nach 8 Wochen sind die juvenilen Vögel flugfähig.
Nicht brütende Vögel schließen sich bereits im Sommer zu losen Trupps zusammen. Während der Mauser von Juni bis Oktober halten sich Blässhühner an größeren, nahrungsreichen Gewässern auf.

Im Winter verbleiben die meisten Vögel im Brutgebiet und weichen bei Frost auf eisfreie Gewässer aus. Bewährte Winterquartiere werden von Blässhühnern immer wieder aufgesucht. Ein kleiner Teil der Vögel zieht kurze Strecken innerhalb Mitteleuropas. In Bayern kommen Blässhühner ganzjährig vor. Während der Überwinterung schließen sie sich zu großen Verbänden zusammen. Von Oktober bis Februar sind an den großen bayerischen Seen, wie zum Beispiel am Starnberger See oder dem Ismaninger Speichersee, große Anzahlen von Blässhühnern zu beobachten.

Ernährung

Blässhuhn schwimmt auf GewässerZoombild vorhanden

© Heither H.

Zur Suche nach Nahrung schwimmen Blässhühner in den Pflanzengürtel oder die Verlandungszone und reißen Halme und Blätter oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche ab. Außerdem gründeln sie im tieferen Gewässer und nutzen gewässernahe Grünflächen zur Nahrungssuche.
Die Ernährung variiert je nach Verfügbarkeit und Saison. Blässhühner fressen frische und faulende Pflanzenteile, die sie teilweise auch tauchend sammeln. Weitere Bestandteile ihrer Ernährung besteht aus Samen, Blättern, Abfällen, Mollusken, insbesondere Schnecken sowie Insekten und deren Larven. Im Sommer fressen Blässhühner viel Schilf, um ihren hohen Bedarf an Proteinen und Kohlenhydraten zu decken. Im Winter ernähren sie sich vorwiegend von Gras und Unterwasserpflanzen. Ab und zu können Blässhühner dabei beobachtet werden, wie sie anderen Vögeln wie Artgenossen, Schwänen oder Enten das Futter klauen.

Blässhuhn im Jahresverlauf

Blässhühner brüten von April bis Juni. In das Nest werden 5 bis 10 Eier gelegt, die 23 Tage von beiden Altvögeln bebrütet werden. In der Regel wird nur einmal im Jahr eine Brut aufgezogen. Die Jungen schlüpfen nacheinander und nach ungefähr 2 Monaten sind die sie flügge. Der jährliche Wechsel der Federn (Mauser) findet schwerpunktmäßig von Juli bis September statt. In dieser Zeit sind die Vögel 4 Wochen flugunfähig.

Durch folgende Grafik können Sie sich über die wichtigsten Aktivitäten der Blässhühner im Jahresverlauf informieren. Im Diagramm dargestellt sind die Kernzeiten der jeweiligen Aktivitäten.

Das Blässhuhn im Jahresverlauf

  • Brutdauer: 23 - 24 Tage
  • Brutzeit: ab April - Juni
  • Balz: Feb – März
  • Führung, Nestling: April – August
  • Jahresmauser: Juni / Juli bis September / Oktober

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Trupp: Gruppe
  • Ständer: Beine, Füße
  • Geschmeiß: Kot
  • Rätschen: Warnrufe
  • Abstreichen: Abfliegen
  • Standvogel: Verlassen ihren geographischen Lebensraum auch im Winter nicht.
  • Stoß: Der Schwanz der Federwildarten (außer bei Birkhahn und Fasan)

Jagd und Management

Das Blässhuhn unterliegt als einzige Rallenart dem Jagdrecht und hat vom 11. September bis 20. Februar in Bayern Jagdzeit.