Genetische Diversität von bayerischen Gamsvorkommen

Im Zusammenhang mit den zunehmend Veränderungen der Landschaft durch den Klimawandel sowie die Landnutzung durch den Menschen wird auch das etablierte Schalenwildmanagement häufig diskutiert. In Bayern ist in den letzten Jahren insbesondere die Gams, eine der Charakterarten des bayerischen Alpenraums, in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen der laufenden Schalenwildprojekte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Bergwald wird ab 2021 im Projekt „Erhebung der räumlichen Differenzierung, der Konnektivität und des genetischen Zustands der lokalen Gamsvorkommen im Bayerischen Alpenraum“ erstmals eine flächendeckende Untersuchung der bayerischen Gamspopulationen erfolgen.

Als wichtige Grundlage für das Projekt werden kleine Gewebeproben von erlegten Stücken und Fallwild aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der Gams im bayerischen Alpenbogen gesammelt. Anschließend werden diese genetisch untersucht.

Für die Gewinnung der Proben ist die tatkräftige Unterstützung der Jagdausübenden ausdrücklich erwünscht. Allen Mitwirkenden werden dafür die notwendigen Unterlagen und Hilfsmittel von der LWF zur Verfügung gestellt.

Datenerhebung


Alle Jagdausübenden, die in ihren Revieren Gamswild erlegen, sind herzlich dazu eingeladen, das Projekt mit ihren eigenen Proben zu unterstützen! Auch bei Wechselwild im Revier kann über frische Losungsproben eine genetische Analyse ermöglicht werden. Wenn Sie Interesse haben, sich an der Probensammlung zu beteiligen, kontaktieren Sie uns unter:
E-Mail: gams.genetik@lwf.bayern.de

Wir stimmen die Beprobung genau mit Ihnen ab und lassen Ihnen die vorbereiteten Probensets zukommen. Die Mitwirkenden werden nach Abschluss der Auswertungen unter anderem auch über die Populationen, aus denen die eingereichten Proben entstammen, informiert.

Zu jeder Gewebeprobe werden zusätzlich folgende Daten erhoben:

  • Zeitpunkt und Ort der Erlegung bzw. der Fundort (bei Fallwild)
  • Alter
  • Geschlecht
  • Jahrlingsschlauchlänge (bei mindestens 2-jährigen Stücken)
  • Gewicht (möglichst vom gesamten Wildkörper, aufgebrochen, mit Haupt)

Details und das Vorgehen für die Probenentnahmen sind der untenstehenden Gamsgenetik-Broschüre und dem Probenprotokoll zu entnehmen.

Falls Sie schon Sets von uns erhalten haben und die erfolgreiche Beprobung an uns melden wollen, können Sie dies hier online durchführen:

FAQ zur Probennahme

Gewichtsermittlung

  • Was ist bei der Gewichtsermittlung zu beachten?
    • Zur Vergleichbarkeit der Daten sollte möglichst das Gewicht vom gesamten Wildkörper (aufgebrochen, mit Haupt und Läufen) gemessen werden. Falls dies nicht möglich ist, bitte die Abweichung in den Bemerkungen kenntlich machen!
  • Wie kann das Gewicht bei bereits im Gelände zerlegten Stücken ermittelt werden?
    • Für bereits zerlegte, aber vollständig geborgene Stücke kann das Gesamtgewicht auch aufsummiert werden. Werden Stücke im Gelände bereits zerlegt und nicht vollständig geborgen, sollte dies in den Bemerkungen kenntlich gemacht werden (z.B. „Gewicht zerwirkt“)!
  • Wie soll ich vorgehen, wenn in meinem Revier/Forstbetrieb das Erlegungsgewicht standardmäßig anders (z.B. ohne Haupt) verbucht wird?
    • Falls in Ihrem Revier oder Forstbetrieb das Erlegungsgewicht anders (z.B. ohne Haupt) verbucht wird, kann das Gewicht mit Haupt alternativ in das Notiz- bzw. Kommentarfeld des Buchungssystems eingetragen werden.

Messung der Jahrlingsschlauchlänge

  • Wie wird die Jahrlingsschlauchlänge gemessen?
    • Mit einem Maßband (wird von der LWF zur Verfügung gestellt) wird die Hornschlauchlänge frontal von der Spitze bis zum Jahrlings-Wachstumsring gemessen.
  • Ab welchem Alter kann die Jahrlingsschlauchlänge bestimmt werden?
    • Die Jahrlingsschlauchlänge kann erst nach vollständigem Abschluss des Jahrlingsringes am Hornschlauch gemessen werden. Daher muss für die Messung das Stück mindestens 2 Jahre alt sein. Bei jüngeren Stücken wird keine Messung durchgeführt!

Entnahme der Gewebeprobe

  • Was ist bei der Entnahme der Gewebeproben zu beachten?
    • Entnahme von max. 1cm³ Muskelfleisch einer beliebigen Körperstelle (die Probe soll im Probengefäß vollständig von Alkohol bedeckt sein)
    • Zur Vermeidung von Verunreinigungen durch Fremd-DNA (z.B. Schweiß eines anderen erlegten Stücks) bitte immer die Hände und Messerklingen vor jeder Entnahme gründlich mit Wasser reinigen oder das den Probensets beiliegende Material (Handschuhe und Rasierklinge) verwenden.

Beprobung von Wechselwild

  • In meinem Revier kommt Gamswild nur als Wechselwild vor, kann ich trotzdem an der Beprobung teilnehmen?
    • Wenn bei Ihnen im Revier Gamswild nur als Wechselwild vorkommt, können auch über frische Losungsproben genetische Analysen durchgeführt werden. In diesem Fall kontaktieren Sie uns bitte, damit wir mit Ihnen die Beprobung im Feld direkt koordinieren und Ihnen entsprechendes Material für die Gewinnung der Losungsprobe zukommen lassen können.

Projektinfos

Ziel des Projekts ist die Schaffung einer objektiven Datengrundlage zur Bestimmung des genetischen Zustands der Gamsvorkommen in Bayern, aus der sich auch Handlungsempfehlungen für das künftige Schalenwildmanagement ableiten lassen.

Gämse am Hang stehend und fressend

© Neuner J.

Gamswild auf Gestein stehend

© Neuner J.

Hierzu sollen zunächst mit tatkräftiger Unterstützung der Jagdausübenden über 2.500 räumlich verortete Gewebeproben von erlegten Gamsindividuen aus dem gesamten Bayerischen Alpenbogen gewonnen und anschließend im Labor molekulargenetisch analysiert werden.

Die genetischen Daten können Aufschluss über die geographische Abgrenzung von lokalen Populationen, also Gemeinschaften von Individuen, zwischen denen regelmäßig genetischer Austausch besteht, geben. Für die einzelnen Populationen können verschiedene Parameter wie die genetische Vielfalt bestimmt werden, die der Bewertung des Zustands und der Entwicklung der lokalen Populationen dienen. Im Rahmen einer landschaftsgenetischen Analyse soll die beobachtete genetische Vielfalt innerhalb der Populationen der Habitat- und Landschaftszusammensetzung gegenübergestellt werden. Darüber hinaus kann durch landschaftsgenetische Untersuchungen der Genfluss zwischen verschiedenen Populationen untersucht werden, der durch natürliche, aber vor allem auch anthropogene Barrieren (z.B. Autobahnen) häufig limitiert oder ganz verhindert ist. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fließen dann in Landschaftsmodelle ein, um zum Beispiel wichtige Landschaftsteile herauszustellen, die für den Genfluss zwischen den Gamsvorkommen von hoher Bedeutung sind.

Weitere detaillierte Informationen zu dem Projekt finden Sie auf der

Webseite der LWF Externer Link

Weitere Informationen

Hochgebirge-Einleitung

Rot-, Gams- und Rehwild sind die für den Bayerischen Alpenraum charakteristischen Schalenwildarten. Sie stehen in komplexen Wechselbeziehungen mit ihrem Lebensraum und spielen daher beim Erhalt der Multifunktionalität des Ökosystems Bergwald eine entscheidende Rolle.
Vor diesem Hintergrund hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und unter Einbindung externer Experten ein Forschungskonzept ausgearbeitet.