Erntejagden auf Schwarzwild

Maisernte

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Getreidearten, vor allem Mais, oder Winterraps werden vom Schwarzwild von der Milchreife bis zur Ernte als Nahrungsquelle genutzt. Je nach Lage und Größe der Schläge bieten diese Fruchtarten in den Sommer- und Herbstmonaten aber auch Deckung (Rückzugsräume und Tageseinstände) für das Schwarzwild. Es kommt zu Wildschäden (Fraß-, Tritt-, Lagerschäden).
Vor der Ernte kann daher das Durchtreiben von Maisäckern notwendig sein. Für solche "Maisdrückjagden" vor der Ernte sind versierte Jäger, gute Hunde und Hundeführer, Bejagungsschneisen, Ansitzeinrichtungen etc. notwendig. Vor allem ist eine fundierte Planung unabdingbar, die alle sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt. Diese sollte immer mit einem entsprechenden Vorlauf vor der geplanten Maisdrückjagd stattfinden.

Erntejagden

Allerhöchste Disziplin ist von allen Beteiligten gefordert, wenn spontane Erntejagden während laufender Erntemaßnahmen durchgeführt werden.
Durch den Ernteeinsatz müssen die Sauen die Feldschläge zwangsläufig verlassen und können dabei sehr effektiv bejagt werden. Bei den heutigen Erntemaschinen sind hohe Flächenleistungen möglich. Je nach Erntetechnik, -verfahren und Feldfrucht können mehrere Hektar pro Stunde beerntet werden.
Häufig werden die Jäger erst während der Erntemaßnahme von den Erntemaschinenfahrern über das Vorkommen von Sauen informiert. Dann gilt es schnell zu handeln. Sofern kurzfristig Jäger mobilisiert werden können, sind Erntejagden oftmals sehr effizient. Für die Wildschadensverhinderung ist es zum Zeitpunkt der Ernte zwar zu spät, aber zur Populationsregulation kann die Erntejagd einen wichtigen Beitrag leisten.
Besonnenheit ist gefragt
Bei spontanen Erntejagden ist Besonnenheit gefragt. Die Sicherheit für alle Beteiligten (Jäger, Fahrer landwirtschaftlicher Maschinen, unbeteiligte Personen) und die gute Koordination stehen an erster Stelle.

Grafik zur effektiven Erntejagd

Sicherheit bei Erntejagden weiter verbessern

Im Rahmen des Projektes Brennpunkt Schwarzwild entwickelten die Beteiligten in Nittenau (Oberpfalz) ein nachahmenswertes Modell zur deutlichen Verbesserung der Sicherheit bei spontanen Erntejagden. Da bei Erntejagden häufig vom Erdboden aus gejagt wird, ist in flachem Gelände eine verantwortungsvolle Schussabgabe deutlich einschränkt. Ein ausreichender "Kugelfang" ist aber gemäß geltenden Sicherheitsvorschriften zwingende Voraussetzung für die Schussabgabe. Wenn der Schütze erhöht sitzt und möglichst nah vor sich in Richtung Boden schießen kann, ist die Sicherheit besser gewährleistet. Also müssen auch für die Erntejagd Hochsitze verwendet werden. Diese müssen aber flexibel eingesetzt werden können, da ja die Anbauflächen der Feldfrüchte jährlich wechseln. Sie müssen also transportabel, dennoch stabil und den Unfallverhütungsvorschriften entsprechend gebaut sein und zur schnellen Verwendung zentral in der Region eingelagert werden. Aber wie lässt sich so etwas in die Tat umsetzen? Ganz einfach: Durch die Zusammenarbeit der Beteiligten im Schwarzwildmanagement!

Brennpunkt Schwarzwild

Nachahmer gesucht

Ein Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten stellte sein Know-how für den Bau transportabler Klappleitern zur Verfügung, die dort seit Jahren zur schnellen Ergänzung von Drückjagdständen im Wald eingesetzt werden. Das zum Bau benötigte und haltbare Lärchenholz für etwa 20 Klappleitern wurde im Forstbetrieb eingeschlagen und kostenfrei für die Verbesserung der Sicherheit bei den wichtigen Erntejagden bereitgestellt. Ein Privatwaldbesitzer übernahm großzügig die Einschnittkosten und schnitt auf seiner Säge nach Plan die entsprechenden Kanthölzer.
Der Vorsitzende der Jägervereinigung sorgte dafür, dass die neuen Jagdeinrichtungen fachgerecht zusammengebaut wurden. Die Einlagerung der Klappleitern für den jederzeitigen Zugriff der Jäger in der gesamten Jägervereinigung erfolgt bei zwei Landwirten in der Region. Dieses Beispiel einer an der Sache orientierten, ehrlichen Zusammenarbeit der von der Schwarzwildproblematik Betroffenen verdient Nachahmung in anderen Regionen.