Marderhund

Marderhunde in Lichtung stehendZoombild vorhanden

© Lauterbach M.

Der Marderhund wird auch Enok genannt und kommt ursprünglich aus Asien. In Europa ist er eine invasive Art. Er ist nachtaktiv und lebt bevorzugt in feuchten, strukturreichen Gebieten. Als einziger Vertreter der Hunde ist der Marderhund in der Lage, in kalten Wintern eine Winterruhe zu halten.

Erscheinungsbild

Marderhund Erscheinungsbild
Das Fell ist an Körper und Rute langhaarig und in der Grundfärbung gräulich- braun gefärbt. Im Herbst, Winter und Frühjahr färben sich die langen Deckhaare (Grannenhaare) an den Spitzen schwarz. Der Kopf ist relativ klein, die Schnauzenspitze weißgrau und die Nase schwarz. Auch die Ohren sind klein, rund und überragen nicht das Fell. Die Kopfrumpflänge beträgt etwa 50 bis 70 Zentimeter, der buschige Schwanz reicht im Stehen fast bis an den Boden. Beim Laufen halten Marderhunde den Kopf meist gesenkt. Das Gewicht schwankt zwischen den Jahreszeiten: im Sommer wiegen Marderhunde zwischen 3 und 6 kg, im Winter erreichen sie bis zu 12 kg. Dadurch und wegen des dichteren Winterfells wirken Marderhunde im Winter kurzbeiniger und kompakter.
Die Hunde ähneln äußerlich dem Waschbären. Ein Unterscheidungsmerkmal ist die charakteristische, geteilte Gesichtsmaske der Marderhunde. Im Gegensatz dazu ist das Gesicht des Waschbären komplett schwarz gefärbt.

Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Nyctereutes procyonoides
  • Gewicht: 3 – 12 kg
  • Größe: 50 bis 70 cm (ohne Rute)
  • Alter: 6 bis 8 Jahre
  • Geschlechterunterschied: Fähen geringfügig kleiner als Rüden
  • Fortpflanzung: 5 - 7 Welpen pro Wurf

Die Lautäußerungen des Marderhunds

Marderhund im Winterpelz

© Pixabay

Die Lautäußerungen der Marderhunde ähneln einem Miauen oder Winseln. Bei Gefahr knurren Marderhunde. Während der Ranzzeit geben die Rüden nachts heulende Schreie von sich. Die Welpen lassen leise Piepsgeräusche verlauten.

Autor: Tembrock, Günther/ Tierstimmenarchiv Berlin

Marderhunde in Bayern

In Europa ist der Marderhund ein Neubürger (Neozoon). Die Art ist sehr ausbreitungsstark und kann pro Jahr eine Strecke von 300 km wandern. Im 19. Jahrhundert wurden die aus Asien stammenden Marderhunde für die Nutzung des Pelzes angesiedelt. 1948 – 1955 fanden die meisten Ansiedlungen statt, Schätzungen zufolge wurden in diesem Zeitraum mehr als 9.000 Tiere in Russland und der Ukraine angesiedelt. Von dort aus wanderten sie bis nach Mitteleuropa ein. Infektionen mit Staupe und Räude führten in der Mitte der 2000er Jahre zu Populationseinbrüchen.
Inzwischen haben sich die Bestände erholt und die mitteleuropäischen Populationen steigen kontinuierlich an. Heute kommt die Art in Nord – und Mitteleuropa bis an den Balkan vor.
In Deutschland erfolgte der Erstnachweis 1962 im Emsland, von wo aus sich die Art in der gesamten Bundesrepublik ausbreitete. Mittlerweile wurde das Vorkommen des Marderhundes in einem Drittel aller deutschen Jagdreviere bestätigt.
Auch in Bayern befindet sich der Marderhund in der Ausbreitung. Er kommt vorwiegend in den wald- und gewässerreichen Gebieten vor.

Marderhundstrecke in Bayern seit 1985 bis 2021Zoombild vorhanden

Gesamtstrecke Marderhund seit 1985 (© StMELF)

Jagdstrecke
Das folgende Diagramm gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die Streckenentwicklung des Marderhundes in Bayern. Mit Daten seit 1985 haben wir hier für Sie eine Zusammenstellung aufbereitet.

Lebensraum und Lebensweise

Die Weichholzaue bietet dem Marderhund strukturreichen Lebensraum © Boris MittermeierZoombild vorhanden

© Mittermeier B.

Marderhunde bevorzugen feuchte Lebensräume mit strukturreichen Laub- und Laubmischwaldanteilen. Charakteristisch für ihren Lebensraum ist eine ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht. Marderhunde leben auch in sumpfigen Wiesen mit Randgehölzen, sowie an Fluss- und Seeufern mit Schilf und Röhricht. Selten trifft man Marderhunde in großen, geschlossenen Waldgebieten und offenen Feldfluren ohne Gehölze oder Heckenstrukturen. Die Aktionsräume von Marderhunden variieren je nach Nahrungsverfügbarkeit zwischen 850 - 2.000 ha.
Marderhunde sind nachtaktiv, den Tag verbringen sie nebeneinander schlafend in ihren Bauten. Oft leben bis zu drei Marderhundpaare gemeinsam in verlassenen Fuchs – oder Dachsbauten, jedoch graben sie sich bei mangelnder Verfügbarkeit auch ihre eigenen Baue. Vom Marderhund bewohnte Baue erkennt man gut an den Haaren im Bereich der Eingänge. Außerhalb der Baue legen Marderhunde Latrinen an.
Sie leben monogam oft das ganze Leben zusammen oder in Familienverbänden. Nach 8 – 10 Monaten sind Marderhunde ausgewachsen und geschlechtsreif. Die Ranzzeit ist zwischen Februar und April. Nach ca. 8 Wochen kommen fünf bis sieben Welpen zur Welt. Die Welpen werden im Bau geboren und von beiden Eltern versorgt. Bei der Geburt haben sie ein flaumiges Fell, sind blind und öffnen erst nach 9 – 10 Tagen die Augen. Die Fähe säugt ihre Welpen 40 – 50 Tage lang und in der dritten bis vierten Woche beginnen sie, auch feste Nahrung aufzunehmen. Die Welpen bleiben bis zum Herbst bei ihren Eltern. Dann machen sich die jungen Marderhunde auf die Suche nach einem eigenen Gebiet und wandern bis zu 100km weit. Als Schutzstrategie vor Feinden stellen sich Marderhunde tot, was ihnen bei drohender Gefahr schnell zum Verhängnis wird.
In strengen Wintern halten Marderhunde eine Winterruhe. Meistens überwintern sie gemeinsam im Bau. Die Schlafkammern in den Bauten polstern sie zuvor mit Gras aus. Der „Schlaf“ wird häufig an wärmeren Tagen mit Nahrungssuche in unmittelbarer Nähe des Baues unterbrochen. Bei mildem Winterklima bleiben Marderhunde das ganze Jahr über aktiv. Darum kann man Marderhunde im Winter häufig auch tagsüber bei der Nahrungssuche antreffen.

Ernährung

Marderhunde sind Allesfresser erbeuten ihre Nahrung eher zufällig als zielgerichtet. Auf ihren Streifzügen finden sie ihre Nahrung häufig unter Sträuchern oder am Wasserufer. Je nach Lebensraum und Jahreszeit variieren die Nahrungszusammensetzungen.
Der Speiseplan besteht aus Mäusen, Vögeln, Gelegen, Insekten, Regenwürmern, Amphibien, Fischen und pflanzlicher Kost wie Obst, Beeren, Mais, Gräser, Kastanien und Eicheln. Zusätzlich fressen Marderhunde auch Aas und plündern Mülldeponien.
Junge Marderhunde fressen während der Wachstumsphase bevorzugt Insekten und zu einem geringeren Anteil auch Säugetiere, Vögel und Pflanzen.

Jägersprache

Rund um den Marderhund werden unter den Jägern folgende Begriffe verwendet:

  • Fähe: Weiblicher Marderhund
  • Rüde: Männlicher Marderhund
  • Ranzzeit: Paarungszeit
  • Grannenhaare: dichtes Deckhaar, Bestandteil des Winterfells
  • Gehöre, Lauscher: Ohren

Jagd und Management

Auf EU- Ebene ist der Marderhund in der Unionsliste der invasiven Arten gelistet (Verordnung (EU) Nr. 1143/2014). Die Verordnung sieht ein gestuftes System von Prävention, Früherkennung und dem Management invasiver Arten vor. Deshalb muss der Marderhund auch in Deutschland den Vorgaben entsprechend behandelt werden.

In Bayern unterliegt der Marderhund dem Jagdrecht und darf ganzjährig bejagt werden.

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